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Kiesgarten – aber richtig

Vorgarten- und Gartengestaltungen mit Kies und Schotter müssen nicht steril wirken. Gut geplant brauchen sie selbst mit artenreichen Pflanzungen nicht viel Pflege.

Glitzernd liegt die Isar im Sonnenlicht, lässt ihr Wasser über die Kiesbänke strömen und schwappen, reißt hier etwas mit,
schiebt dort etwas weg, schleift und formt die einzelnen Steine wie die ganze Landschaft. Das ist Kies in einer Form, der Arno Panitz
sehr viel abgewinnen kann.

„Die Kiesbänke an der Isar sind eine bewegte Landschaft“, erklärt der Inhaber der Staudengärtnerei
Panitz im niederbayerischen Rottenburg. „Schon die Steine sind überaus vielgestaltig und reichen von kleinsten Körnchen bis zu
dicken Bummerln, dazwischen wachsen Silberwurz, Habichtskraut und Leimkraut – da ist nichts einförmig, das ist ein Biotop, ein Le-
bensraum.“

Und damit das genaue Gegenteil der modernen Kies- und Schottergärten, die in den vergangenen Jahren vor allem in den Vorgärten Karriere gemacht haben: Steril und bar jeder Veränderung liegen sie tagaus, tagein vor dem Haus und erfreuen ihre Besitzer durch – ja, wodurch eigentlich?

Der „pflegeleichte Kiesgarten“

– ein Missverständnis?
„Ich glaube, viele Menschen sind durch Bilder verführt worden, und zwar von Beispielen für Gewerbeobjekte mit architektonischer Ge-
staltung“, resümiert Arno Panitz. „Dort wechseln sich befestigte Flächen aus unterschiedlichen Bodenbelägen mit Rasen, Pflanz-
flächen und Solitärgehölzen ab.
Das kann in der Fläche sehr stylisch wirken, lässt sich aber nicht ohne Weiteres auf den Hausgarten übertragen. Vom durchaus vorhandenen Pflegeaufwand ganz abgesehen, der hinter den plakativen Großanlagen steckt.“
Praktisch sind solche Steinschüttungen im Privatbereich vor allem aus logistischer Sicht, denn sie lassen sich risikolos kalkulieren und leichter herstellen als Alternativen mit lebendigem Grün. „Bei Steinlandschaften muss man keine Standortbedingungen einbeziehen, damit sie gelingen. Und sie sehen gleich „fertig“ aus, während man bei Stauden ein bisschen Geduld haben muss, bis sich die Pflanzung entwickelt hat.“
Dann aber kehrt sich das Verhältnis in puncto Attraktivität und Pflegeaufwand oft um, denn nach einigen Jahren werden die an-
fänglich so akkuraten Steinflächen vom Unkraut zwangsbelebt, Unkrautvlies hin oder her.
Oder wie Arno Panitz es auf den Punkt bringt: „Keine Schotterfläche bleibt dauerhaft unbesiedelt, das kann man auf jedem Bahndamm beobachten. Und in schattigen Lagen, die wir ja in vielen Vorgärten haben, geht die Besiedelung umso schneller vonstatten.“
Gut gemachte Staudenpflanzungen hingegen werden mit der Zeit immer schöner und können selbst hartnäckiges Unkraut wie Giersch zurückdrängen
– der Staudenexperte selbst setzt hierzu im Schatten hohe Funkiensorten (Hosta) mit in die Waagerechte gerichteten Blättern ein.
Sie machen der ungeliebten Konkurrenz das Licht streitig und schwächen sie dadurch kontinuierlich.
Kiesgarten Wege und Beetflächen gehen nahtlos ineinander über. Dadurch entsteht das wunderbare Gefühl, mittendrin in der Natur zu sein. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Kiesgarten, Wege und Beetflächen gehen nahtlos ineinander über. Dadurch entsteht das wunderbare Gefühl, mittendrin in der Natur zu sein. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

 

Geschlossene Pflanzendecke für den Schatten

Wer wenig Aufwand mit der Planung haben möchte, kann auf fertig zusammengestellte Staudenmischungen zurückgreifen, die von öffentlichen Forschungseinrichtungen entwickelt, mehrere Jahre lang  erprobt und für gut befunden worden sind.

„Gerade der klar umrissene Habitus und die unterschiedlichen Blatttexturen vieler Schattenpflanzen passen ausgezeichnet zur modernen Formensprache“, findet der Staudengärtner. Als Abdeckung empfiehlt er Rindenkompost.

An sonnigen Standorten hingegen kann sich der Traum von der Kies- und Schotteroptik doch noch erfüllen – in seiner schönsten Form, nämlich als Mulchschicht für eine abwechslungsreiche Bepflanzung.

 

Lebendige Staudenpflanzungen für sonnige Plätze

„Hierzu gibt es ebenfalls einen großen Erfahrungsschatz und auch schon zahlreiche funktionierende Pflanzkonzepte. Man muss allerdings oft einigen Aufwand betreiben, was die Bodenvorbereitung angeht, denn das Pflanzsubstrat muss sehr durchlässig aufgebaut und eher nährstoffarm sein – also das genaue Gegenteil der meisten Gartenböden“, erklärt Arno Panitz.

Relativ einfach lässt sich ein solches Beet umsetzen, wenn im Zuge eines Hausbaus ohnehin der Mutterboden abgetragen wurde, also die fruchtbare obere Bodenschicht fehlt. „Dann kann man ohne größere Zusatzkosten ein entsprechendes Spezialsubstrat aufschütten lassen und sonnen- und trockenheitsliebende Pflanzen hineinsetzen“, rät Panitz.

Das Ergebnis ist das Gegenteil von steril, überzeugt aber mit Sicherheit auch den größten Pflanzenmuffel.

Kiesgarten Gut geplante Staudenpflanzungen sind ganzjährig attraktiv, denn viele Stauden sind immer- oder wintergrün, andere sehen auch im vertrockneten Zustand noch ansprechend aus. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Kiesgarten Gut geplante Staudenpflanzungen sind ganzjährig attraktiv, denn viele Stauden sind immer- oder wintergrün, andere sehen auch im vertrockneten Zustand noch ansprechend aus. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

 

Ruhige Flächen in Grün statt Grau

Auch bepflanzte Flächen können eine große Ruhe ausstrahlen – was heißt „auch“, „erst recht“ wäre treffender, schließlich haben Pflanzen und die Farbe Grün nachweislich eine beruhigende Wirkung.

„Pflanzen bieten viel mehr Gestaltungsspielräume als Stein. Denn mit ihnen kann man einheitliche Flächen gestalten, die dennoch im jahreszeitlichen Rhythmus ihr Gesicht verändern und dadurch nicht langweilig werden“, erklärt Arno Panitz, Inhaber der Staudengärtnerei Panitz im niederbayerischen Rottenburg.

Ob sich der Garten im Ganzen wandeln soll, oder einzelne auffällige Stauden in den Fokus gestellt werden, es gibt viele Möglichkeiten. Das gilt auch für den Pflegeaufwand:

„Meine persönliche Einstellung dazu ist, es sollte genau so viel Pflegearbeit anfallen, wie der Gartenbesitzer braucht, um runterzukommen und zu entspannen.“ (GMH/BdS)

Kiesgarten Palmlilien (Yucca) sind eindrucksvolle Großstauden, die ebenso gut zu naturnahen wie zu modernen Gestaltungen passen. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Kiesgarten Palmlilien (Yucca) sind eindrucksvolle Großstauden, die ebenso gut zu naturnahen wie zu modernen Gestaltungen passen. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

 

Kiesgarten Musterbeispiel: Der Kiesgarten der englischen Gestalterin Beth Chatto begeistert Besucher aus aller Welt – und kommt komplett ohne Bewässerung aus. (Bildnachweis: GMH/ Bettina Banse)

Kiesgarten Musterbeispiel: Der Kiesgarten der englischen Gestalterin Beth Chatto begeistert Besucher aus aller Welt – und kommt komplett ohne Bewässerung aus. (Bildnachweis: GMH/ Bettina Banse)

Das Frühjahr nutzen: Jetzt Stauden für einen Traumgarten pflanzen

In den ersten Wochen des Jahres hat sich die Sonne nur äußerst selten gezeigt. Der Januar 2018 ging sogar als der Monat mit der geringsten Sonnenscheindauer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte ein.

Aber er war auch aus einem weiteren Grund bemerkenswert: Mit einer durchschnittlichen Temperatur von 3,8 Grad war es der sechst-wärmste Januar seit 1881. Typisches Winterwetter gab es in Deutschland in diesem Jahr aber eher selten.

Was das für die Natur bedeutet, zeigt sich an der Pflanzenwelt: Die Blumenzwiebeln treiben, hier und da schwellen die Knospen der Gehölze und aus mancher Staude sprießt schon das erste, frische Grün. Wann eine Pflanze austreibt, hat auch mit ihrem Standort und ihrer Exposition zur Sonne zu tun. „Es lohnt, bei der Gartenplanung und -gestaltung gut zu überlegen, welche Stauden und Gehölze man wohin setzt“, betont Gerald Jungjohann vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V., „denn sie entwickeln sich am besten, wenn sie an Stellen im Garten stehen, die ihren natürlichen Standortansprüchen entsprechen.“

 

Lebensbereiche der Stauden

 

Weil die Gruppe der Stauden so außerordentlich vielfältig ist – die Sortimente der Staudengärtnereien umfassen etwa 900 Arten und viele Tausend Sorten – wurden sogenannte „Lebensbereiche“ definiert, die den Profis bei der Gartenplanung und Staudenverwendung helfen.

Doch auch mit dieser Systematik ist Wissen und Erfahrung gefragt, um die Vielfalt der Stauden auszuschöpfen. So beschreibt etwa der Lebensbereich „Gehölzrand“ einen Standort, der charakterisiert ist durch sonnige, warme bis absonnige, kühle, wechselschattige Lagen. Im Garten handelt es sich dabei beispielsweise um Pflanzungen vor größeren Gehölzen oder vor Hecken, aber auch an Hauswänden und Mauern.

Die Experten für Garten und Landschaft wählen für die entsprechenden Standorte die passenden Stauden aus und wissen sie perfekt zu kombinieren.

Gerald Jungjohann: „Zu berücksichtigen sind unterschiedliche Wuchsformen und -größen, Laubfärbung, Blütezeiten sowie Farbe und Form der Blüten und Blütenstände. Es ist dann schließlich auch Geschmackssache – manche Gartenbesitzer bevorzugen Beete mit wenigen Farben, andere wünschen sich Stauden mit ähnlichen Blüten aber in unterschiedlichen Farbetönen.“ Das Ziel ist ein harmonischer Gesamteindruck, auch deshalb ist es wichtig, Pflanzkombinationen mit weitestgehend identischen Standortansprüchen zu wählen.

Geranium Dreamland-Stauden für den Traumgarten-H-Gamradt,

Geranium Dreamland-Stauden für den Traumgarten-H-Gamradt,

Die Sonne genießen

 

Der Frühling ist die Zeit des Aufbruchs und des Neuanfangs, nicht nur, aber auch im Garten. So wie die Stauden sich mit frischen Trieben aus der Erde wagen und sich mit zunehmender Sonnendauer und Wärme mehr und mehr entfalten, zieht es auch die Gartenbesitzer raus an die frische Luft und in die Sonne. Schließlich hat man ja einige Monate mit kühlen Temperaturen, trübem Wetter und vor allem mit wenig Licht hinter sich.

Jetzt ist für Landschaftsgärtner Hochzeit – denn es werden die Gärten angelegt und gepflanzt, in denen viele Menschen schon in wenigen Monaten den größten Teil ihrer Freizeit verbringen. Als Faustregel gilt auch hier: Je früher mit der Gartenplanung begonnen wird, desto früher wird der Garten im Frühjahr fertig sein und in neuem Glanz erstrahlen.

Der Frühling ist eine traditionelle Pflanzzeit – vor allem für sommer- und herbstblühende Stauden.

Wie wäre es damit, den Vorgarten mit blühenden Stauden aufzuwerten?

Oder man geht gleich daran, je nach räumlichen Möglichkeiten und Vorlieben, ein Staudenbeet für den Sommer- und Herbstgarten mit einem besonderen Farbschema zu gestalten. Auch schattige Lagen lassen sich mit den richtigen Stauden zu blühenden Beeten verwandeln – so wachsen zum Beispiel Maiglöckchen und Storchschnabel gut und gern unten alten Bäumen. Auch Farne, Funkien oder Herbstanemonen fühlen sich ohne direktes Sonnenlicht wohl und bringen Farbe in dunkle Gartenbereiche. Zarte Blütengewächse wie Tränendes Herz und prächtige Stauden wie die Astilbe, aber auch Geißbart, Pfingstrosen und Glockenblumen verschönern den Halbschatten mit ihren Blüten.

Übrigens sind die lichtärmeren Gartenbereiche auch beliebte Rückzugsbereiche für Tiere. Hier bringt man am besten Nistkästen an und kann sich auf das ein und andere Vogelkonzert freuen.   BGL

Funkien-Astilben-Stauden für den Traumgarten-H-Gamradt

Funkien-Astilben-Stauden für den Traumgarten-H-Gamradt