Naturnah Gärtnern leicht gemacht

Das Artensterben im Insektenreich ist mehr als besorgniserregend: In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Menge der Insekten in Deutschland um rund 75 Prozent reduziert, zeigt eine Studie der Radboud-Universität in Nijmegen. „Eine alarmierende Zahl“, findet Sabine Klingelhöfer vom Gartenspezialisten Neudorff. „Wir alle sind gefordert, um den Insekten wieder einen Lebensraum zu bieten.“

Viele Städte und Gemeinden verzichten schon auf Pestizide und stellen Insektenhotels auf, in denen Nützlinge Unterschlupf finden. Sie passen auch gut in private Gärten, weil die dekorativen Kästen wenig Platz wegnehmen und eine effektive Hilfe sind.

Es gibt im Gartenfachhandel sogar spezielle Nisthilfen für Wildbienen von Neudorff. An einem sonnigen, wind- und regengeschützten Platz aufgestellt, werden sie rasch besiedelt. Das Bienenhaus passt gut auf Balkone oder Terrassen, weil es kaum Platz wegnimmt.

Wichtig zu wissen: Vor Wildbienen muss sich niemand fürchten. Sie sind nicht aggressiv und ergreifen eher die Flucht. txn

Wildbienen nisten in Röhren, zum Beispiel in Pflanzenstängeln oder auch in Altholz. Foto: Neudorff/txn

Wildbienen nisten in Röhren, zum Beispiel in Pflanzenstängeln oder auch in Altholz. Foto: Neudorff/txn

 

Die Ess-Kastanie ist Baum des Jahres 2018

Baum des Jahres 2018

Dr. Silvius Wodarz, Präsident der Baum des Jahres Stiftung, hat am 26. Oktober 2017 die vom „Kuratorium Baum des Jahres“ vorgeschlagene Ess-Kastanie (Castanea sativa) zum Baum des Jahres 2018 ausgerufen.

Damit wurde zum 30. Mal ein „Baum des Jahres“ proklamiert. Die Schirmherrschaft hat diesmal Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum in Baden-Württemberg, übernommen. Die Proklamation fand im Berliner Zoo statt. In ihrer Funktion als Deutsche Baumkönigin stellte Anne Köhler die Ess-Kastanie vor.

Die Esskastanie als Parkbaum

Die Ess-Kastanie ist in Deutschland nicht heimisch, gedeiht jedoch auf warmen Standorten. Häufig findet man sie als Park- und Gartengewächs. Obwohl der Name es zunächst nahelegt, haben Ess- und Rosskastanie wenig gemein:

Während die Ess-Kastanie eng mit Buchen und Eichen verwandt ist, gehört die Rosskastanie zu den Seifenbaumgewächsen. Die fälschlich vermutete Verwandtschaft begründet sich wohl darin, dass beide Arten im Herbst mahagonibraune Früchte in einer stacheligen Hülle hervorbringen.

Geschichte und Verwendung

Castanea sativa wurde vor rund 2000 Jahren von den Römern über die Alpen gebracht. Sie erkannten die günstigen botanischen Voraussetzungen entlang des Rheins, der Nahe, der Mosel und der Saar und etablierten den Baum dort.

Fortan gehörten Weinbau und Ess-Kastanie zusammen: Aus dem gegen Verrottung erstaunlich resistenten Kastanienholz fertigten Winzer Rebstöcke – meist wuchs der Ess-Kastanienhain direkt oberhalb des Weinbergs. Das Holz erwies sich außerdem als brauchbares Material für Fass- und Hausbau.

Essen und Trinken

Wohl noch bedeutender als für den Weinbau war die Ess-Kastanie lange für die Ernährung der Bevölkerung: Die fettarmen, stärkereichen und süßlichen Maronen blieben nach Missernten oft das lebensrettende Nahrungsmittel.

Botanisch betrachtet sind Ess-Kastanien übrigens Nüsse. Auch wenn die Kulturen in Deutschland heute weitgehend aufgegeben sind, prägen die stattlichen Bäume noch die Landschaft – insbesondere den Ostrand des Pfälzerwaldes und den Westhang des Schwarzwaldes.

Als Weizenalternative könnte die Ess-Kastanie vielleicht bald sogar eine Renaissance erleben: Denn die Früchte können nicht nur geröstet in der kalten Jahreszeit verspeist werden, in getrockneter Form lassen sie sich auch gut mahlen. Brot und Gebäck aus Ess-Kastanienmehl sind glutenfrei und damit für Allergiker eine willkommene Erweiterung des Speisezettels.

Und Forstleute forschen außerdem seit einigen Jahren, unter welchen Bedingungen die Ess-Kastanie in unseren Wäldern hochwertiges Holz für langlebige Bau- und Möbelholzprodukte liefern könnte. DGS/BDJ

 

 

Die Ess-Kastanie, Baum des Jahres 2018, Foto: Roloff/DGS

Die Ess-Kastanie, Baum des Jahres 2018, Foto: Roloff/DGS