Die Ess-Kastanie ist Baum des Jahres 2018
Baum des Jahres 2018
Dr. Silvius Wodarz, Präsident der Baum des Jahres Stiftung, hat am 26. Oktober 2017 die vom „Kuratorium Baum des Jahres“ vorgeschlagene Ess-Kastanie (Castanea sativa) zum Baum des Jahres 2018 ausgerufen.
Damit wurde zum 30. Mal ein „Baum des Jahres“ proklamiert. Die Schirmherrschaft hat diesmal Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum in Baden-Württemberg, übernommen. Die Proklamation fand im Berliner Zoo statt. In ihrer Funktion als Deutsche Baumkönigin stellte Anne Köhler die Ess-Kastanie vor.
Die Esskastanie als Parkbaum
Die Ess-Kastanie ist in Deutschland nicht heimisch, gedeiht jedoch auf warmen Standorten. Häufig findet man sie als Park- und Gartengewächs. Obwohl der Name es zunächst nahelegt, haben Ess- und Rosskastanie wenig gemein:
Während die Ess-Kastanie eng mit Buchen und Eichen verwandt ist, gehört die Rosskastanie zu den Seifenbaumgewächsen. Die fälschlich vermutete Verwandtschaft begründet sich wohl darin, dass beide Arten im Herbst mahagonibraune Früchte in einer stacheligen Hülle hervorbringen.
Geschichte und Verwendung
Castanea sativa wurde vor rund 2000 Jahren von den Römern über die Alpen gebracht. Sie erkannten die günstigen botanischen Voraussetzungen entlang des Rheins, der Nahe, der Mosel und der Saar und etablierten den Baum dort.
Fortan gehörten Weinbau und Ess-Kastanie zusammen: Aus dem gegen Verrottung erstaunlich resistenten Kastanienholz fertigten Winzer Rebstöcke – meist wuchs der Ess-Kastanienhain direkt oberhalb des Weinbergs. Das Holz erwies sich außerdem als brauchbares Material für Fass- und Hausbau.
Essen und Trinken
Wohl noch bedeutender als für den Weinbau war die Ess-Kastanie lange für die Ernährung der Bevölkerung: Die fettarmen, stärkereichen und süßlichen Maronen blieben nach Missernten oft das lebensrettende Nahrungsmittel.
Botanisch betrachtet sind Ess-Kastanien übrigens Nüsse. Auch wenn die Kulturen in Deutschland heute weitgehend aufgegeben sind, prägen die stattlichen Bäume noch die Landschaft – insbesondere den Ostrand des Pfälzerwaldes und den Westhang des Schwarzwaldes.
Als Weizenalternative könnte die Ess-Kastanie vielleicht bald sogar eine Renaissance erleben: Denn die Früchte können nicht nur geröstet in der kalten Jahreszeit verspeist werden, in getrockneter Form lassen sie sich auch gut mahlen. Brot und Gebäck aus Ess-Kastanienmehl sind glutenfrei und damit für Allergiker eine willkommene Erweiterung des Speisezettels.
Und Forstleute forschen außerdem seit einigen Jahren, unter welchen Bedingungen die Ess-Kastanie in unseren Wäldern hochwertiges Holz für langlebige Bau- und Möbelholzprodukte liefern könnte. DGS/BDJ